Category: nachhaltiger
- Written by: Karl-Ludwig Wieland
- Category: agrarsysteme, horizon, nachhaltiger, zur
- Published: December 1, 2025
Horizon Europe bündelt zentrale Initiativen zur Transformation der Landwirtschaft. Der Beitrag skizziert Schlüsselprojekte, die ressourcenschonende Produktion, Biodiversitätsschutz und Klimaanpassung voranbringen. Im Fokus stehen interdisziplinäre Forschung, digitale Technologien, Kreislaufansätze und Politik-Integration für widerstandsfähige Agrarsysteme.
Inhalte
- Horizon Europe Förderlinien
- Schlüsselprojekte Agrarwende
- Digitale Tools und Datenräume
- Boden und Biodiversität
- Politikpfade und Empfehlungen
Horizon Europe Förderlinien
Unter Horizon Europe werden nachhaltige Agrarsysteme über mehrere komplementäre Schienen gefördert: im Cluster 6 (Lebensmittel,Bioökonomie,natürliche Ressourcen,Landwirtschaft und Umwelt),über thematische Missionen und europäische Partnerschaften.Zentrale Förderinstrumente sind RIA (Forschung), IA (Presentation/Skalierung) und CSA (Koordination), die den Weg von der Grundlagenforschung bis zur Umsetzung in Betrieb und Region abdecken. Ergänzend adressieren EIC-Formate agrartechnische Deep-Tech-Innovationen, während KIC-Strukturen wie EIT Food innovationsnahe Pilotierungen unterstützen.
- Cluster 6: Agroökologie, resiliente Produktionssysteme, Kreislauf-Bioökonomie, Emissionsminderung.
- Mission „A Soil Deal for Europe”: Living Labs und Leuchttürme für gesunde Böden bis 2030.
- Partnerschaften: agroecology Living Labs & Research Infrastructures; Sustainable Food systems; Biodiversity.
- Digitale Themen: Datenräume, interoperable Farmdaten, KI-gestützte Entscheidungsunterstützung.
- Carbon Farming: Humusaufbau, Emissionsmonitoring, MRV-Ansätze.
- Ressourceneffizienz: Wasser- und Nährstoffkreisläufe, Präzisionslandwirtschaft.
- Gesunde Agrarökosysteme: Pflanzengesundheit, Bestäuberförderung, Landschaftsbiodiversität.
| Förderlinie | Fokus | Typische TRL | Fördersatz | Beispieloutput |
|---|---|---|---|---|
| RIA | Wissenschaftliche Erkenntnisse | 3-5 | 100% | Methoden, Prototypen |
| IA | Demonstration & Skalierung | 6-8 | 70% (100% Non-Profit) | Pilotanlagen, Validierung |
| CSA | Vernetzung & Kapazitäten | n. a. | 100% | Roadmaps, Leitfäden |
Bewertungen erfolgen entlang der Kriterien Excellence, Impact und Quality & Efficiency of the Implementation.Konsortien umfassen in der Regel mindestens drei unabhängige Einrichtungen aus drei unterschiedlichen EU- bzw. assoziierten Staaten; Multi-Actor-Ansätze,Living Labs und Praxisnetzwerke sind häufig gefordert. Querschnittsanforderungen wie Open Science, Datenmanagementpläne, Gender Equality Plans (für förderfähige öffentliche Einrichtungen), SSH-Integration sowie Klima- und Umwelt-Tracking sind relevant. Viele Topics nutzen zweistufige Einreichungen und teils Lump-Sum-Budgets; Demonstrationsvorhaben fokussieren Validierung in realen Betriebsumgebungen mit Monitoring von Boden, Wasser, Biodiversität und Treibhausgasen, während typische Projektsummen je nach Topic vom unteren bis mittleren Millionenbereich reichen.
Schlüsselprojekte agrarwende
Im Rahmen von Horizon Europe stehen zentrale Vorhaben im Fokus, die den Übergang zu klima- und biodiversitätsfreundlichen Produktionssystemen beschleunigen: agroökologische Living Labs verknüpfen Forschung und Praxis, digitale Präzisionslandwirtschaft reduziert Input und Emissionen, und Kohlenstoff-farming stärkt Humusaufbau sowie Dauergrünlandschutz.Ergänzend treiben Züchtungsansätze für resiliente Sorten und der ausbau von Eiweißpflanzen regionale Wertschöpfung voran, während Kreislaufprozesse Nährstoffe zurückgewinnen und Pflanzenschutzmittel substituieren. Multi-Actor-Formate,offene Datenstandards und Demonstrationsbetriebe sichern Skalierbarkeit und Übertragbarkeit.
- Vernetzte testregionen: Reallabore mit interoperablen Sensorik-plattformen
- Naturbasierte Lösungen: Agroforst, Blühstreifen, Feuchtgebiets-Renaturierung
- Wasser- und Nährstoffeffizienz: Präzisionsbewässerung, N-Management, Gülleaufbereitung
- Soziale Innovation: neue Beratungsformate, Genossenschaften, Beteiligungsmodelle
- Faire Märkte: Herkunftstransparenz, Carbon- und Biodiversitätsleistungen vergüten
Für die Umsetzung werden Synergien mit GAP-Strategieplänen, EIP-AGRI und regionalen Innovationsökosystemen genutzt, flankiert von klaren Indikatoren: THG-Reduktion pro Hektar, Biodiversitätsindex auf Landschaftsebene und Nährstoffsaldo in betriebsbilanzen. Leitplanken bilden offene Schnittstellen, Datentreuhandmodelle und praxisnahe Governance. Kurzfristige pilotierung, mittelfristige Skalierung und langfristige Politikverankerung strukturieren den Pfad vom Prototyp zur Breitenanwendung.
| Projektlinie | Ziel | Zeithorizont |
|---|---|---|
| Agroökologische Living Labs | Praxisvalidierung | Kurz |
| Digitale Agrarökosysteme | Datenraum & Interoperabilität | Mittel |
| Kohlenstoff-Farming | Zertifizierung & Monitoring | Mittel |
| eiweißpflanzen-Initiative | Regionale Proteinquellen | Lang |
Digitale Tools und Datenräume
Unter Horizon Europe entstehen skalierbare Plattformen, die Feldsensorik, Fernerkundung, Robotik und betriebliche planung in gemeinsamen Dateninfrastrukturen vereinen. In Cluster‑6‑Projekten und Living Labs werden interoperable Schnittstellen und digitale Zwillinge entwickelt, die Nährstoffkreisläufe, Bodenfeuchte und Biodiversitätsindikatoren in nahezu Echtzeit abbilden. Die Kombination von Copernicus-Daten, Galileo-positionierung und Edge‑Computing ermöglicht präzise, standortangepasste Maßnahmen – von der variablen Ausbringung bis hin zur resilienten Fruchtfolgegestaltung – und liefert zugleich belastbare Nachweise für nachhaltigkeitsmetriken.
Zentrale Bausteine sind vertrauenswürdige Datenräume mit klarer Governance, in denen betriebs-, Forschungs- und öffentliche Daten nach FAIR‑Prinzipien geteilt werden. projekte setzen auf GAIA‑X/IDS‑konforme Architektur, Einwilligungs- und Zugriffsmanagement sowie privacy‑preserving Analytics, um MRV‑Prozesse für Klima- und Biodiversitätsleistungen zu standardisieren und CAP‑Monitoring (z. B. AMS) zu unterstützen.Offene Vokabulare, semantische Modelle und Testfelder in praxisbetrieben beschleunigen die Übertragbarkeit in verschiedene Regionen und Kulturen.
- Offene Standards: OGC SensorThings, ISO/INSPIRE, semantische Modelle (u. a. AGROVOC)
- Datenhoheit: föderierte Datenhaltung, Policy‑basierte Zugriffe, Datentreuhandmodelle
- Echtzeit‑Fähigkeit: edge‑to‑cloud‑Pipelines, Ereignisstreams, digitale Feldpässe
- Nachhaltigkeits-MRV: harmonisierte Indikatoren für Kohlenstoff, Wasser, Biodiversität
- Resilienz-Analytik: Szenarien zu Klima‑Risiken, Ertragsstabilität, Inputeffizienz
- Interoperabilität mit FMS: offene APIs zu Farm‑Management‑Systemen und Marktplätzen
| Lösung | Zweck | Kern‑Datenquellen |
|---|---|---|
| Betriebs‑Zwilling | Präzises Nährstoff‑ und Wassermanagement | IoT‑sensoren, Bodenproben, Wetter‑APIs |
| Biomasse‑/Feldstatuskarte | Variable Applikation und Bestandsführung | Sentinel‑2, Drohnen, Bodenpunkte |
| Kohlenstoff‑MRV‑Kit | Betriebliche Emissions‑ und Senkenbilanz | Bodenmessungen, Fernerkundung, Telemetrie |
| Offener Agrardatenraum | Souveräner Datenaustausch und Governance | FMS‑APIs, öffentliche Register, Forschungsdaten |
boden und Biodiversität
Unter Horizon Europe werden vernetzte Konsortien aufgebaut, die Bodenfunktionen, Landschaftsstrukturen und Produktionsziele gemeinsam optimieren. In lebenden Laboren und Reallaboren werden Fruchtfolgen, reduzierte Bodenbearbeitung, Leguminosen, Agroforstsysteme sowie naturbasierte Maßnahmen praxisnah getestet und skaliert. Zentrale Elemente sind dabei der Aufbau organischer Substanz, die Förderung mikrobieller Netzwerke und die Einrichtung vernetzter Habitate, um Bestäuber- und Nützlingsgemeinschaften zu stabilisieren. Ergänzend treiben Projekte offene Datenräume, interoperable Sensorik und harmonisierte Monitoring-Protokolle voran, damit Ergebnisse vergleichbar, wiederholbar und politisch nutzbar werden.
- Lebende Labore: standortspezifische Versuche mit Co-Design durch Betriebe, Beratung und Forschung
- Datenbasierte bodenindikatoren: SOC, pH, enzymaktivität, eDNA-Analysen und IoT-Sensorik mit offenen Schnittstellen
- Landschaftsdiversität: Hecken, blühkorridore und Agroforst als vernetzte Trittsteine für Fauna und Flora
Die Initiativen koppeln ökologische Mechanismen mit betriebswirtschaftlichen Anreizen, etwa durch Ökosystemleistungs-Prämien, Ergebnisindikatoren und regionale Wertschöpfungsketten. Dadurch entstehen belastbare Pfade für weniger externe Inputs, höhere Nährstoffeffizienz und krankheitsresistente Produktionssysteme. Standardisierte Messkonzepte (z.B. Aggregate Stability, Regenwurmdichte, Shannon-Index) und fernerkundung werden in Betriebsmanagementsysteme integriert, um Entscheidungen in Echtzeit zu unterstützen und die Übertragbarkeit zwischen pedoklimatischen Zonen zu sichern.
- Resilienz: verbesserte Wasserspeicherung, geringere Ertragsschwankungen bei Dürre und Starkregen
- Inputsubstitution: weniger mineralische Dünger und synthetische Pflanzenschutzmittel durch biologische N-Fixierung und Habitatmanagement
- Artenvielfalt: stabile Bestäuberpopulationen, mehr Nützlinge und eine aktive Bodenfauna
| Projekt | ansatz | Nutzen | Messgröße |
|---|---|---|---|
| AGROSOIL-LAB | leguminosen + reduzierte Bodenbearbeitung | Humusaufbau, Stickstofffixierung | SOC, N-Min |
| BIODIV-FARMS | Heckenmatrix und Blühkorridore | Mehr Bestäuber und Nützlinge | shannon-Index |
| CARBON PATCHES | Mulch, Kompost, Mikrohabitate | Weniger Erosion, höhere aktivität | Aggregate Stability |
| HEDGE4EU | Agroforst-Streifen mit Gehölzen | Klima- und Windpuffer | Temp.-Amplitude |
Politikpfade und Empfehlungen
Horizon-Europe-Projekte eröffnen koherente Pfade, um Agrarsysteme ökologisch, ökonomisch und sozial tragfähig zu transformieren: durch die Verzahnung von GAP-Öko-Regelungen mit der EU-Mission „A Soil Deal for Europe”, die Etablierung eines EU-weit anerkannten Kohlenstofflandbau-Standards, ergebnisorientierte Fördermechanismen sowie interoperable Datenräume für Monitoring, Verifizierung und Impact-Bilanzierung. Priorität besitzen eine klare Governance-Architektur entlang der Wertschöpfungsketten,faire Risikoteilung für Pilotvorhaben,sowie ein verbindlicher Rahmen für Biodiversität,Bodengesundheit und Wasserqualität.
- Öko-Regelungen mit Missionszielen koppeln und strenger auf Resultate ausrichten
- Carbon Farming über ein EU-Label, robuste MRV-Standards und Doppelzählungs-Schutz absichern
- Offene Datenräume (AgriDataSpace) mit Gemeinwohl-Lizenzen und Farmer-Datenhoheit verankern
- Reallabore und vorkommerzielle Beschaffung für skalierbare naturbasierte Lösungen nutzen
- Resilienzmetriken (Bodenorganik, Wasserhaltevermögen, Diversität) als Förderkriterien integrieren
- Weiterbildung und Beratungsnetzwerke für klimaangepasste Anbausysteme stärken
- Grüne Investitionskriterien (EU-Taxonomie) entlang der Agrar- und Ernährungsfinanzierung anwenden
| Politikinstrument | Ziel 2030 | Messgröße | Finanzierung |
|---|---|---|---|
| Öko-Regelungen (GAP) | +20% Biodiversität | Artenindizes | GAP I. Säule |
| Carbon-Farming-Label | 1 t CO₂e/ha/a | MRV-Zertifikate | CFM & Private |
| Öffentliche Beschaffung | 30% nachhaltig | Beschaffungsquote | Kommunal/EU |
| Datenraum Landwirtschaft | EU-weit interoperabel | API-Konformität | Horizon & DEP |
Empfehlenswert sind ein stufenweiser Rollout mit regionaler Differenzierung,Pay-for-Performance über ergebnisbasierte Prämien,Risikoteilung via Garantien und Mischfinanzierung (Horizon Europe,InvestEU,EIB),sowie offene Standards für Daten,Zertifikate und Monitoring. Ein einheitliches KPI-Set mit jährlichem Audit, transparente Rückkopplung in Politikzyklen und die Verknüpfung von Forschung, Beratung und Praxisclustern sichern Skalierung, Kostenwirksamkeit und gesellschaftliche Legitimität.
Was ist Horizon Europe und welche bedeutung hat es für nachhaltige Agrarsysteme?
Horizon Europe ist das zentrale EU-Forschungsprogramm. Im Agrarsektor bündelt es Missionen und Cluster, die Emissionen mindern, Resilienz steigern und Kreislaufwirtschaft fördern - von klimaangepassten Sorten bis zu emissionsarmen Betriebsabläufen.
Welche Schlüsselprojekte fördern regenerative Landwirtschaft und Biodiversität?
Zentrale Vorhaben sind u. a. Projekte zu agroökologischen Übergängen, Mischkulturen, Hecken- und Blühstreifenmanagement, Wiedervernässung von Mooren sowie Züchtung robuster, vielfältiger Sorten.Ziel ist die Stärkung von Ökosystemleistungen und Habitatvernetzung.
Wie unterstützt Horizon Europe digitalisierung und Präzisionslandwirtschaft?
Gefördert werden digitale Zwillinge von Farmen, offene Datenplattformen, Sensorik und Fernerkundung für präzise Anwendungen. KI-gestützte Entscheidungsunterstützung reduziert Input, steigert Effizienz und ermöglicht adaptive Bewirtschaftung in Echtzeit.
Welche Formate stärken Wissensaustausch und Praxispartnerschaften?
Living Labs und Lighthouses verknüpfen Forschung, Beratung, Betriebe und Regionen. Co-Design, Demonstrationen und Reallabore beschleunigen Umsetzung, während multi-Akteursnetzwerke Ergebnisse verbreiten und Rückkopplungen für bedarfsgerechte Innovation sichern.
Wie werden Klima-, Boden- und Wasserwirkungen erfasst und skaliert?
wirkungen werden über harmonisierte Indikatoren, Lebenszyklusanalysen und Langzeitflächen erfasst. Skalierung erfolgt durch replikationsprotokolle, offene Standards, Politik-interfaces und Pilotregionen, flankiert von Investitionspfaden und Risikoteilungsinstrumenten.






