Neue Methoden zur Verbesserung der Nährstoffeffizienz von Getreide
- Written by: Karl-Ludwig Wieland
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- Published: December 1, 2025
Neue Ansätze zur Verbesserung der Nährstoffeffizienz von Getreide rücken in den Fokus,da Kosten,Ertragssicherheit und Umweltauflagen steigen. Der Beitrag beleuchtet Züchtung und Genome Editing, wurzelbezogene Traits, mikrobiomebasierte Inokulanten, nitrifikationshemmende Düngestrategien sowie sensorgestützte Präzisionslandwirtschaft und deren Potenziale, Grenzen und Evidenzlage.
Inhalte
- Sensorbasierte Präzisionsgabe
- Nitrifikationshemmer nutzen
- Mikrobiome als Düngehilfe
- Sortenwahl für N-Effizienz
- Zwischenfrüchte optimieren
Sensorbasierte Präzisionsgabe
Vernetzte Feldsensorik wandelt variierende Bestandeszustände in eine präzise, ortsspezifische Nährstoffgabe um. Kombiniert werden optische Vegetationsindices (z. B. NDVI/NIR), elektrische Bodenleitfähigkeit, Feuchte- und Temperaturprofile sowie Ertrags- und Proteinmessungen am Mähdrescher. Aus den Signalen werden in Echtzeit Applikationskarten oder Regelwerte für Streuer und Spritzen generiert, wodurch sich N-, S- und Mikronährstoffgaben an Biomasse, Entwicklungsstadium und Bodenspeicher anpassen lassen. Ergebnis sind höhere Nährstoffnutzungsgrade, weniger Verluste durch Auswaschung und Emissionen sowie stabilere Proteingehalte bei Winterweizen durch gezielte Spätgaben. Sensorfusion mit Wetterdaten und Wachstumsmodellen unterstützt die Abwägung zwischen Ertrag, Qualität und Umweltauflagen.
- Kronensensoren (aktiv/passiv): Erfassung von Blattgrün und Biomasse; steuert die variable N-dosis je teilfläche.
- Boden-EC und Feuchte: Abbildung von Textur und Wasserverfügbarkeit; priorisiert Frühgaben auf Standorten mit hohem Ertragspotenzial.
- Chlorophyll- und fluoreszenzsensoren: Diagnose latenter N- und Mg-Mängel; löst Korrekturgaben aus.
- Ertrags-/Proteinmesser: Rückkopplung für die Spätgabe zur Qualitätssicherung im nächsten Durchgang.
- Telematik/ISOBUS: Überträgt Applikationskarten und dokumentiert Maßnahmen für Audits und Bilanzierung.
| Sensor | Signal | Entscheidung |
|---|---|---|
| NDVI/NIR | Biomasse/Stickstoffstatus | N-gabe steigen/senken |
| EC-Sonde | Bodentextur/Variabilität | Zonenbildung für Grundnährstoffe |
| Proteinmesser | Kornerqualität | Spätgabe zur Proteinanhebung |
Für belastbare Entscheidungen sind Kalibrier- bzw. Referenzstreifen, klare Schwellenwerte und standortspezifische Algorithmen entscheidend. Edge-Computing in streuern und Spritzen ermöglicht Regelung in Echtzeit mit Teilbreiten- oder Düsenselektion, während Datenplattformen das Monitoring von Effizienzkennzahlen (N-Ertrag, kg N pro dt, Emissionsindikatoren) übernehmen. Praxisversuche zeigen, dass mit gut eingestellter Sensorik N-Einsatz reduziert und Proteinzielwerte erreicht werden können, ohne Ertragseinbußen zu verursachen; die Wirkung hängt jedoch von Witterung, Sortenwahl und Vorfrucht ab. Die Kombination aus Datenqualität,Maschinenkonnektivität und dokumentierter Rückkopplung bildet die Grundlage für kontinuierliche Optimierung und die Einhaltung betrieblicher sowie regulatorischer Vorgaben.
Nitrifikationshemmer nutzen
Nitrifikationshemmstoffe verlangsamen gezielt die mikrobielle Umwandlung von Ammonium (NH4+) zu Nitrat (NO3−) und halten Stickstoff länger in einer pflanzenverfügbaren, aber weniger verlustanfälligen Form. In Getreidesystemen führt dies zu einer besseren zeitlichen Übereinstimmung zwischen Freisetzung und Aufnahme, besonders in Phasen hoher Niederschläge oder tiefer Temperaturen. Typische Wirkstoffe wie DMPP, DCD oder Nitrapyrin reduzieren Auswaschung und Lachgasemissionen, stabilisieren die Versorgung im Wurzelraum und können die Effizienz von Harnstoff-, AHL- und organischen Düngern erhöhen.
- Standort und Witterung: Größter Nutzen auf leichten Böden, bei Starkniederschlägen und zu Vegetationsbeginn.
- Düngerkombination: Sinnvoll mit ammoniumbetonten oder ureahaltigen Formen sowie Gülle/Gärresten.
- Platzierung: Band- oder Unterfußapplikation verstärkt die Ammoniumwirkung im Wurzelraum.
- Regulatorik und Rückstände: Einsatzgrenzen, Wartezeiten und zulässige Produkte regional beachten.
- Monitoring: Boden-Nmin und Bestandsbonituren zur Feinsteuerung von Anschlussgaben nutzen.
| Wirkstoff | Wirkdauer | Einsatz | Hinweis |
|---|---|---|---|
| DMPP | 4-10 Wochen | Urea/AHL, mineralisch | Breites Temperaturspektrum |
| DCD | 4-8 Wochen | Gülle/Gärreste | Gute Mischbarkeit flüssig |
| Nitrapyrin | 2-6 Wochen | NH3/NH4-betont | Schneller start, kürzer anhaltend |
Die Integration in 4R-Strategien (richtige Form, Menge, Zeitpunkt, Platzierung) ermöglicht stabilere Rohproteingehalte und eine gleichmäßigere Bestandsentwicklung, ohne die N-Gaben pauschal zu erhöhen. Bei moderaten Kosten pro Hektar resultieren häufiger höhere Nährstoffausnutzung und niedrigere Verluste; der Effekt variiert mit Bodentemperatur, Feuchte und Corg-Gehalt.Eine angepasste Aufteilung von Start- und Schossgaben sowie die Kopplung mit Schwefel- oder mikronährstoffstrategien stärken die Effizienz im Getreidebau zusätzlich.
Mikrobiome als Düngehilfe
Im Wurzelraum von Getreide entstehen hochdynamische Nährstoffkreisläufe, die durch gezielt aufgebaute mikrobielle Gemeinschaften effizienter gesteuert werden können. Pflanzennützliche Bakterien und Pilze fördern die N-Aufnahme, erschließen gebundene Phosphate und stabilisieren Nährstoffflüsse, sodass mineralische Düngergaben präziser und geringer ausfallen können. entscheidend sind funktionsspezifische Konsortien, angepasste Trägerformulierungen (Seedcoating, Mikrogranulat, Flüssigimpfungen) und eine Synchronisation mit Wachstumsphasen des Bestands. Besonders wirkungsvoll sind microbiome, die Nitrifikation bremsen, Phosphor mobilisieren und die Wurzelarchitektur hormonell modulieren.
- Biologische N-Fixierung: Eintrag reaktiven Stickstoffs in die Rhizosphäre
- Phosphat-solubilisierung: Freisetzung aus Ca- und Fe/Al-Bindungen
- Siderophore: Chelatbildung zur verbesserten Mikronährstoffverfügbarkeit
- BNI-Exsudate: Hemmung der Ammoniakoxidation und Reduktion von Nitratverlusten
- Enzyme & Organikabbau: Mineralisierung organischer N- und S-Fraktionen
- Silikat-/kaliumlöser: Mobilisierung pflanzenverfügbarer K- und Si-Formen
- Mykorrhiza-Netzwerke: Hyphenbrücken für P/Zn und Wasserzugang in Trockenphasen
| Mikroorganismus | Hauptfunktion | Nährstoffeffekt | Anwendung |
|---|---|---|---|
| Azospirillum brasilense | N-Fixierung, Wurzelstimulanz | +N-Verfügbarkeit | Saatgutbeize |
| Bacillus megaterium | Phosphat-Solubilisierer | +P-Aufnahme | In-Furrow |
| rhizophagus irregularis | Arbuskuläre mykorrhiza | +P/Zn, Wasser | Granulat im Saatband |
| Pseudomonas fluorescens | Siderophore, Biofilm | +Fe, Mikros | Beize/Flüssig |
| Trichoderma harzianum | Enzyme, Wurzelwachstum | +Nutzungseffizienz | Beize |
In mehrjährigen Feldprüfungen unter gemäßigten Bedingungen wurden mit kombinierten Inokulanten und reduzierten N-Gaben (−20 bis −30 %) stabile Erträge bei höherer Nährstoffnutzungseffizienz (NUE) erzielt, begleitet von geringeren nitratbedingten Verlusten. Die Wirksamkeit variiert mit Sorte,bodentextur,pH und organischer Substanz; relevante Wirkfenster liegen häufig zwischen BBCH 00-31.Synergien entstehen mit teilflächenspezifischer Düngung, konservierender Bodenbearbeitung und C/N-balanzierten Ernterückständen. kritische Stellgrößen sind die Kompatibilität mit Beizmitteln, ausreichende Bodenfeuchte zur Etablierung sowie ein fortlaufendes Monitoring (z. B. Nmin, Blattanalysen), um mikrobielle Effekte belastbar in die Düngeplanung zu integrieren.
Sortenwahl für N-Effizienz
Die genetische differenzierung innerhalb von Getreidearten bietet einen der stärksten Hebel zur Steigerung der Stickstoffnutzung. Sorten unterscheiden sich in der N-Aufnahmeeffizienz (NUpE) und N-Verwertungseffizienz (nute), geprägt durch Wurzelraumerschließung, Bestockungsdynamik, Blattarchitektur und Stay-Green. Moderne Züchtung koppelt Genommarker mit Hochdurchsatz-Phänotypisierung unter N-Gradienten,um Linien zu identifizieren,die bei geringerer Düngung Ertrag und Qualität halten. Entscheidend ist die G×E-Stabilität: bevorzugt werden Genotypen, die über Jahre und Standorte mit variabler Wasser- und N-Verfügbarkeit konstante Leistung zeigen und zugleich positive Interaktionen mit Bodenmikrobiomen und Mykorrhiza begünstigen.
Praxisnah erfolgt die Validierung über mehrjährige Versuche, On-Farm-Strips und Sensordaten (NDVI, Chlorophyll- und NIR-Diagnostik), mit Fokus auf Proteinstabilität bei reduziertem N und effizienter N-Remobilisierung. Sortenmischungen können N-Nutzung und Krankheitsdruck balancieren und so den Düngebedarf mindern. ein passender Typ wird mit fruchtfolge, organischen N-Quellen und Applikationsstrategie (Zeitpunkt, Splitting, Inhibitoren) abgestimmt, damit Ertragsrisiko, Qualitätsziele und N-Bilanz simultan optimiert werden.
- Aufnahmeeffizienz (NUpE): tiefe, verzweigte Wurzeln; frühe Bodenerkundung unter kühleren Bedingungen.
- verwertungseffizienz (NUtE): starke Remobilisierung in die Körner; hoher harvest Index bei moderatem N.
- Wurzelarchitektur: Wurzeltiefe, feinwurzel- und Wurzelhaardichte; Resilienz bei Trockenphasen.
- Mykorrhiza-Affinität: bessere Erschließung organisch gebundener N-Fraktionen; stabilere N-Aufnahme.
- Bestandesarchitektur: Blattwinkel und LAI für Lichtnutzung; unkrautunterdrückung bei geringerer N-Gabe.
- Standfestigkeit: reduzierte Lagergefahr bei angepasster Spätdüngung; geringere Ernteverluste.
- Krankheitsresistenz: niedrigerer krankheitsbedingter N-Verlust; weniger Folgeaufwand.
- Qualitätsprofil: Rohprotein- und Backqualität bzw. Brauqualität bei moderater N-Versorgung.
- N-Management-Kompatibilität: Reaktion auf Splitting, Inhibitoren und organische Dünger.
- Stabilität über Umwelten: geringe Streuung von Ertrag und Protein unter wechselnden Bedingungen.
| Kultur/Typ | Merkmal | Wirkung auf N-Effizienz | Praxisindikator |
|---|---|---|---|
| Weizen (Linie) | Tiefe Wurzeln, frühe Bestockung | Hohe N-Aufnahme bei Trockenheit | Stabile Blattfarbe, frühe Bodenbedeckung |
| Weizen (Hybrid) | Starke Remobilisierung | Mehr Korn pro N-Einheit | Hoher Ertrag bei moderaten N-Gaben |
| Gerste (zweizeilig) | Frühe Reife | Effiziente N-Nutzung in kurzer Vegetation | Frühe Gelbreife, niedrige Proteinziele |
| Roggen (Hybrid) | Kräftige Durchwurzelung | Nutzung organischer N-Quellen | Dichter Bestand bei Güllewirtschaft |
| Dinkel | Moderates Stay-Green | Proteinstabilität unter Low-N | Konstantes Rohprotein bei Reduktion |
Zwischenfrüchte optimieren
Artenmischungen mit klaren Funktionen erhöhen die Nährstoffeffizienz im Folgegetreide, indem sie Nährstoffflüsse zeitlich und räumlich synchronisieren. Leguminosen liefern moderat verfügbaren Stickstoff, Kreuzblütler und Gräser fungieren als N‑Fänger, während Phacelia und Buchweizen durch Wurzelexsudate schwer verfügbare P‑Fraktionen mobilisieren. Entscheidend sind ein ausgewogenes C/N‑Verhältnis und die Steuerung der Biomassequalität (Lignin, Trockenmasse), um die Mineralisierung an die Aufnahmespitzen des Getreides anzupassen. Tiefreichende Wurzelarchitektur erschließt Reststickstoff und lockert Verdichtungen, mykorrhizale Netzwerke erweitern die Nährstoffreichweite. Standortangepasste Saatzeit, Mischungstiefe und Artenanteile mindern Auswaschung und stabilisieren die Versorgung mit N, P, S und Mikronährstoffen.
| zwischenfrucht | Hauptnutzen | Wurzeltyp | C/N | Beendigung |
|---|---|---|---|---|
| Ölrettich | N-fang, Lockerung | Pfahl | 15-25 | Mulchen/Frost |
| Inkarnatklee | N-Fixierung | Verzweigt | 12-18 | Walzen Blüte |
| Phacelia | Struktur, Mykorrhiza | Faserig | 20-30 | Frost |
| Buchweizen | P-Mobilisierung | Faserig | 15-25 | Vor Samen |
| Winterroggen | Mulch, Unkraut | Tief/faserig | 35-60 | Walzen blüte |
management entscheidet über die Wirkung: Terminierung nach Bodentemperatur, Biomasse und N‑bedarf des Folgegetreides, Streifenbearbeitung oder Direktsaat für rasches Anwurzeln, sowie eine Mulchdecke zur Regulierung von Wasser und Temperatur. Präzise saatstärke und Reihenweite steuern die feinwurzelbildung und den N‑Fang; frostempfindliche Arten ermöglichen flexible Räumung, winterharte Arten liefern standfeste Mulchschichten. Monitoring mittels Nmin‑Proben und Biomassesensorik (NDVI) unterstützt die Synchronisierung von N‑Freisetzung und Getreideaufnahme und reduziert Volatilisation sowie Auswaschung.
- Mischungen gezielt komponieren: Leguminosen + N‑Fänger + P‑Mobilisierer für komplementäre Funktionen.
- Biomassequalität steuern: C/N und Entwicklungsstadium für gewünschte Mineralisationsgeschwindigkeit nutzen.
- Terminierung am Bedarf ausrichten: Walzen/Mulchen kurz vor Getreide-Aufnahmespitze.
- Präzisionssaat und Streifenmanagement: schnelle Etablierung, geringere Konkurrenz, sauberer Saatstreifen.
- Monitoring etablieren: Nmin, NDVI und Bodentaten zur Entscheidungsunterstützung.
Welche genetischen Ansätze steigern die Nährstoffeffizienz von Getreide?
Genomeditierung und klassische Züchtung fokussieren auf Gene für Wurzelarchitektur, Transporter und interne Remobilisierung. So steigen N- und P-Aufnahme sowie Nutzungseffizienz (NUE, PUE), Erträge stabilisieren sich bei geringerem Düngemittelbedarf.
Welche Rolle spielen Bodenmikrobiome und Mykorrhiza in der Nährstoffnutzung?
Förderung nützlicher mikroben und Mykorrhiza verbessert Nährstoffmobilisierung und -aufnahme. Inokulanten, reduzierte Bodenbearbeitung und diverse Fruchtfolgen stärken Symbiosen, verringern Fixierung von Phosphat und erhöhen Stressresilienz sowie Ertragssicherheit.
Wie unterstützt Präzisionslandwirtschaft die gezielte Nährstoffversorgung?
Präzisionsdüngung nutzt Bodensensoren,Drohnen und Satellitendaten zur zonenspezifischen Applikation. Variable Raten und Zeitpunkte orientieren sich am Pflanzenbedarf, reduzieren Verluste durch Auswaschung und Gasbildung und senken Kosten bei stabilem Ertrag.
Welche Effekte haben intelligente Düngestrategien und Inhibitoren?
Stabilisierte Dünger mit Urease- und Nitrifikationsinhibitoren vermindern verluste,verlängern Stickstoffverfügbarkeit und harmonisieren mit Wachstumsphasen. Kombination mit Split-Applikation und platzierter Gabe steigert Effizienz und reduziert Emissionen.
Wie beschleunigen Züchtung und Phänotypisierung Fortschritte bei der Effizienz?
Hochdurchsatz-Phänotypisierung und KI-gestützte Analyse beschleunigen Selektion nährstoffeffizienter Linien. Traits wie tiefe,verzweigte Wurzeln,frühe Bestockung und effiziente Remobilisierung werden präziser erfasst und in markergestützte Program integriert.





